Teacher Educators as Professionals (TEaP)

Prof. Dr. Stephan Breidbach, Dr. Katrin Schultze

Humboldt-Universität zu Berlin

Die Fremdsprachendidaktik hat sich im Verlauf der letzten Jahre zunehmend der Professionsforschung geöffnet. Die Forschung ist durch zwei wesentliche Dimensionen bestimmt: die Gruppe der untersuchten Akteurinnen und Akteure sowie die zugrunde liegenden Modellierungen von Professionalität und Professionalisierung.

Im Vordergrund steht die Erforschung der Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern. Daneben beschäftigt sich die – vorrangig im englischsprachigen Raum angesiedelte – Forschung mit der Professionalität derjenigen, die – angehende – Lehrerinnen und Lehrer (aus-)bilden (teacher educators). Die Gruppe der teacher educators wird im deutschsprachigen Forschungsraum bisher so gut wie nicht untersucht. Diese Lücke in begrenztem Umfang zu füllen, ist das Anliegen des inter­national angelegten Projektes Teacher Educators as Professionals (TEaP). In diesem aus Eigenmitteln der beteiligten Partner finanzierten Projekt arbeiten Fremdsprachendidaktiker*innen verschiedener europäischer Universitäten zusammen. Das Projekt wird an der Humboldt-Universität zu Berlin koordiniert.

In Hinblick auf die Modellierung von Professionalität und Professionalisierung lassen sich mit Terhart (2011) eher kompetenzorientierte und strukturtheoretische bzw. biografische Modellierungen für Lehrerprofessionalität unterscheiden. Erstere beziehen sich vorrangig auf fach- und berufs­spezifisches Wissen sowie die Fertigkeiten von Lehrerinnen und Lehrern, während letztere die individuellen, sinn- und bedeutungsstrukturierenden Orientierungen von Lehrerinnen und Lehrern in den Blick nehmen. Sie versuchen zu erfassen, wie Lehrerinnen und Lehrer auf die Spezifika des beruflichen Feldes reagieren und sich zu und in diesem positionieren. Das Projekt Teacher Educators as Professionals fußt auf einem solchen strukturtheoretischen Verständnis von Professionalität von Lehrerbildnerinnen und Lehrerbildnern.

Eine zentrale Aufgabe der Lehrerinnen- und Lehrerbildung liegt nach Auffassung der TEaP-Gruppe darin, bei angehenden Lehrerinnen und Lehrern eine Aushandlung des Verhältnisses von Fach­wissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften anzustoßen und zu begleiten. Wir gehen aber davon aus, dass ein solcher Aushandlungsprozess in gleichem Maße ebenfalls für  Lehrende in lehrkräftebildenden Studiengängen von Bedeutung ist. Hier setzt das Projekt TEaP an, indem es sich zur Aufgabe macht, die professionellen Identitäten von Lehrerbildnerinnen und Lehrerbildnern im Bereich der fremdsprachlichen Lehrer*innenbildung zu erforschen. Anknüpfend an aktuelle Profes­sionsforschung nimmt es Fragen nach der eigenen Fachidentifikation, dem pädagogischen Selbst­verständnis und den Veränderungen des professionellen Selbst- und Weltverhältnisses im Laufe der Berufsbiografie in den Blick. Dabei betrachten wir professionelle Identitäten von Lehrerbildner*innen aus der Perspektive strukturtheoretischer und berufsbiographischer Bestimmungsansätze (Terhart 2011).

Das Projekt TEaP ist in zwei Phasen gegliedert. In der ersten Projektphase bis 2018 näherten sich die Mitglieder der Projektgruppe mit Hilfe autoethnografischer Verfahren ihren eigenen professionellen Biographien an. Dies erfolgte zu heuristischen Zwecken, aber auch um forschungsmethodologisch der Tatsache Rechnung zu tragen, dass alle Mitglieder der Projektgruppe selbst als universitäre Lehrerbildnerinnen und Lehrerbildner arbeiten. Für die zweite Phase sind narrative Interviews mit weiteren universitären Fremdsprachenlehrerbildnerinnen und -lehrer­bildnern vorgesehen, die außerhalb der Fremdsprachendidaktik verortet sind.

In der ersten Phase entstanden ausgehend von dem bildungsgangtheoretischen Entwicklungs­aufgabenmodell für Lehrerinnen und Lehrer (Hericks/Kunze 2002) autobiografische Essays, die in Schreibkonferenzen von Kleingruppen gelesen und wechselseitig kommentiert werden. Die Auswertung dieser Prozesse in verschiedenen Arbeitstreffen führte zur Modifikation und Ausdiffer­enzierung des anfänglich genutzten Modells professioneller Entwicklungsaufgaben, wie sie auf dem Poster für den DGFF-Kongress 2017 dargestellt wurden. Wir betrachten jedoch den Status dieses im Oktober 2017 vorgestellten Modells als nicht abgeschlossen und als weiter empirisch zu nuancieren. Insbesondere erscheint es uns als Strukturmodell für die Professionalisierung von Lehrerbildnerinnen und Lehrerbildnern als problematisch, da es suggeriert, dass Professionalisierungsprozesse normierbar sein könnten. Wir haben uns auf dieses Modell entsprechend als provisorisches Ergebnis des Reflexions­prozesses in unserer Arbeitsgruppe verständigt. In der weiteren autoethnografischen Arbeit werden wir das Konzept der antinomischen Strukturiertheit des pädagogischen Feldes (vgl. Helsper 2001) zur ausdifferen­zierenden Deutung der autobiografischen Essays nutzen. Wir erwarten hierdurch Erkenntnisse zu möglichen Typiken von Professionsalisierungsverläufen innerhalb der Disziplin der Fremdsprachendidaktik. Diese Einsichten fließen in die dann folgende zweite Projektphase ein, in der die Professionalisierungswege von Fremdsprachenlehrerbildner*innen anderer Bezugsdisziplinen (z.B. Literaturwissenschaft, Linguistik) ins Zentrum rücken. Das Projekt läuft voraussichtlich bis 2021/22.

Literatur

Helsper, W. (2001). „Antinomien des Lehrerhandelns – Anfragen an die Bildungsgangdidaktik.“ In: U. Hericks et al. (Hrsg.). Bildungsgangdidaktik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 83–103.

Hericks, U./ Kunze I. (2002). „Entwicklungsaufgaben von Lehramtsstudierenden, Referendaren und Berufseinsteigern.“ Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 5:3, S. 401–416. doi:10.1007/s11618-002-0058-y

Terhart, E. (2011). „Lehrerberuf und Professionalität. Gewandeltes Begriffsverständnis, neue Herausforderungen.“ In: W. Helsper/ R. Tippelt (Hrsg.). Pädagogische Professionalität. Weinheim: Beltz, S. 202–224.

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