Rezensionen

Bernd Tesch

Baltruschat, Astrid (2018). Didaktische Unterrichtsforschung. Wiesbaden: Springer. 191 Seiten, € 34,98.

Die fremdsprachendidaktische Unterrichtsforschung hat sich vor allem im qualitativen Forschungssegment in den vergangenen Jahren konsequent weiterentwickelt und dabei aktuelle Entwicklungen sozialwissenschaftlicher Methoden rezipiert. Bisher fehlte es jedoch an einer systematischen grundlagentheoretischen Reflexion der Unterrichtsforschung im Hinblick auf das, was den Forschungsgegenstand Unterricht eigentlich im Besonderen auszeichnet, nämlich seine didaktische Ausrichtung. Die Aktivitäten bzw. Interaktionen im Organisationsmilieu Unterricht sind nämlich ganz entscheidend von dem Ziel der Vermittlung und Aneignung eines bestimmten Lehr- und Lerngegenstandes durchdrungen. Diese Reflexion über „die Sache“ und Ihre theoretische Positionierung gegenüber den Akteuren – Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern – findet sich in dem soeben erschienenen Band der Bildungsforscherin und Mathematiklehrerin Astrid Baltruschat. Auch für die Fremdsprachenforschung kann dieser Band getrost als Grundlagenwerk bezeichnet werden, da er bestimmte Probleme, die mit der Unterrichtsforschung verbunden sind, auf allgemeiner Ebene bearbeitet: „Welche Brille trägt die Empirie“, welche Ausschnitte fokussiert sie, was leistet die Videografie, und wohin kann sie sich weiterentwickeln, um die didaktische Relevanzstruktur tatsächlich abzubilden? Baltruschat weist an Hand verschiedener Forschungs- und Lehrvideos zum Mathematikunterricht nach, wie sich in Kameraführung und Fokussierung häufig Forscherperspektiven niederschlagen, die wichtige, ja zentrale Aspekte von Unterricht als Praxis ausblenden. Unterricht wird von ihr als eine Praxis verstanden, in der je nach Situation stets neue Sinnstrukturen in der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand erzeugt werden, d.h. sowohl Lehrerinnen und Lehrer als auch Schülerinnen und Schüler generieren im Umgang mit Inhalten, und dazu zählt selbstverständlich auch die Sprache, je eigene und neue Praktiken. Unterrichtsforschung müsste sich demzufolge von der alleinigen Fokussierung auf die materiellen Repräsentationen der „Sache“, wie z. B. Texten und Tafelanschrieben, lösen und sich den auf sie bezogenen Interaktionen der Akteure zuwenden. Der hier vorgestellte Band wurde im Nachgang zum DFG-Projekt „Unterricht im Film. Rekonstruktion der Konstruktionen von Unterricht in Forschungsvideos und Lehrerfortbildungsfilmen“ verfasst und dürfte für künftige videografische Studien auch zum Fremdsprachenunterricht als Grundlagentext dienen.

Der hier vorgestellte Band wurde im Nachgang zum DFG-Projekt „Unterricht im Film. Rekonstruktion der Konstruktionen von Unterricht in Forschungsvideos und Lehrerfortbildungsfilmen“ verfasst und dürfte für künftige videografische Studien auch zum Fremdsprachenunterricht als Grundlagentext dienen.

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