Prof. Dr. Stefanie Frisch
Bergische Universität Wuppertal
Das vorrangige Ziel des Projekts „Progress in Primary Englisch Teacher Education (PiPE)“ besteht in der curricularen Weiterentwicklung des Englischstudiums für das Lehramt Grundschule an der Bergischen Universität Wuppertal. Potenzial zur Verbesserung der Lehre wird zum einen in der engeren Verknüpfung der fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Elemente des Lehramtsstudiums gesehen und in der Bereitstellung eines Angebots schulformspezifischer Lehrveranstaltungen. Zudem soll anhand von Profilbildungen auf aktuelle Herausforderungen in der Praxis gezielt vorbereitet werden, wie zum Beispiel im Bereich des bilingualen Lehren und Lernens. Ergebnisse aktueller Studien zeigen, dass ein früher Fremdsprachenbeginn nicht automatisch zum erfolgreichen Fremdsprachenlernen führt, jedoch zentrale Faktoren wie die Qualität und Quantität des Fremdspracheninputs, die Förderung der Mündlichkeit und Schriftlichkeit in authentischen und diversen Unterrichtskontexten und insbesondere die Kompetenz der Lehrkraft eine wesentliche Rolle spielen (vgl. z.B. Piske 2013; Kersten/Rohde 2013). Diese Anforderungen gilt es im Studium für das Lehramt Grundschule zu berücksichtigen. Aufgrund der Breite der angestrebten Ziele wurden insgesamt drei Maßnahmen entwickelt und evaluiert:
Teilprojekt a: Früher Schulformbezug im Bachelor of Education
Um die Studierenden auf die Herausforderungen des Englischunterrichts in der Grundschule vorzubereiten, wurde ein grundschulspezifisches Grundlagenseminar konzipiert. Zu den Inhalten des Grundlagenseminars gehören theoretische Grundlagen, empirische Erkenntnisse sowie didaktische Methoden im Hinblick auf den Englischunterricht an Grundschulen: u.a. Prinzipien des frühen Englischunterrichts, Psycholinguistische Modelle, Aufgabenorientiertes Lernen, Interkulturelles Lernen, Methoden der Wortschatzvermittlung, Förderung von Sprachbewusstheit, Auswahl und Umgang mit Bilderbüchern und Leistungsbewertung.
Literatur zum Thema Englisch in der Grundschule:
Böttger, Heiner (Hrsg.) (2017). Fremdsprachen Lehren und Lernen (FLuL). Themenschwerpunkt Frühes Fremdsprachenlernen. Heft 46. Ausgabe 2.
Teilprojekt b: Profilbildung zum Bilingualen Sachunterricht
In Deutschland ist die Ausweitung von bilingualen Programmen auf die Grundschulen bildungspolitisch ausdrücklich gewünscht (vgl. KMK 2013). Die Anzahl an Grundschulen mit bilingualen Angeboten nimmt stetig zu. An der Bergischen Universität Wuppertal und an den nordrhein-westfälischen Universitäten insgesamt fehlen Lehrangebote, die Studierenden mit den Besonderheiten des bilingualen Unterrichts in der Grundschule vertraut machen. Insbesondere der Sachunterricht stellt ein beliebtes Fach für den bilingualen Unterricht dar. Da im Optionalbereich (Teilstudiengang 3) Studierende im Kombinatorischen Studiengang Bachelor of Arts ein Modul mit sechs Leistungspunkten frei wählen können, wurde ein Modul „Bilingualer Sachunterricht in der Grundschule“ entworfen. In Zusammenarbeit mit Fachvertretern des Teilstudiengangs Sachunterricht konnte im Rahmen von PiPE dieses Modul auf den Weg gebracht werden und kann ab dem Sommersemester 2017 erstmalig von BA-Studierenden belegt werden. Die Studierenden belegen im Sachunterricht ein Seminar oder eine Vorlesung und in der Englischdidaktik ein Seminar zum Bilingualen Unterricht. Die Studierenden erhalten zum Abschluss ein Zertifikat, das ihre erfolgreiche Teilnahme dokumentiert.
Literatur zum Thema Bilingualer Unterricht in der Grundschule:
Elsner, Daniela/Keßler, Jörg-U. (Hrsg.) (2013). Bilingual Education in Primary School: Aspects of Immersion, CLIL, and Bilingual Modules. Tübingen: Gunter Narr.
Teilprojekt c: Projektbasierte Seminare mit Schulformbezug im Master of Education Grundschule
Ausgehend von der Annahme, dass Lernende einen Stoff besser durchdringen, Probleme leichter bewältigen und Inhalte langfristiger behalten, wenn sie Zusammenhänge, Lösungswege und Anwendungsbezüge anderen Personen darbieten, erklären und vermitteln müssen (vgl. z.B. Grzega/Schönherr 2008; Martin 2002), wird im Rahmen des PiPE-Projekts ein innovativer Lehrveranstaltungstyp entwickelt und evaluiert. Studierende nehmen an einer Lehrveranstaltung zu einem aktuellen Thema des Englischunterrichts in der Grundschule teil (z.B. Reading and Writing) und entwickeln Aufgaben, die mit erfahrenen Lehrkräften in einer Lehrerfortbildung diskutiert werden. Im Anschluss werden in kleinen Forschungsprojekten Aspekte vertieft und kritisch reflektiert. Durch das Format soll der Berufsfeldbezug in der Lehrerbildung erhöht und intensiviert werden. Das theoriegeleitete Studieren und die praxisorientierte Ausbildung werden inhaltlich, strukturell und institutionell miteinander verknüpft. Es wird untersucht, unter welchen Bedingungen das Lehr-Lern-Projekt einen Beitrag zur Integration von Theorie und Praxis leisten kann und inwiefern die Planungskompetenz der Studierenden befördert werden kann.
Literatur
Grzega, J./ Schöner, M. (2008). „The didactic model LdL (Lernen durch Lehren) as a way of preparing students for communication in a knowledge society.“ In: Journal of Education for Teaching, 34:3, S. 167–175.
Kersten, K. / Rohde, A. (2013). Teaching English to young learners. In: F. Mattsson, Anna/Norrby, Catrin (Hrsg.). Language Acquisition and Use in Multilingual Contexts. Lund: Travaux de l’institut de linguistique de Lund 52, S. 107–121.
[KMK] Kultusministerkonferenz (2013). Bericht. „Fremdsprachen in der Grundschule Sachstand und Konzeptionen 2013“. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2013/2013_10_17-Fremdsprachen-in-der-Grundschule.pdf (30.08.2019).
Martin, J. P. (2002). „Lernen durch Lehren (LdL).“ In: Die Schulleitung – Zeitschrift für pädagogische Führung und Fortbildung in Bayern 4, S. 3–9. Online Dokument: http://www.ldl.de/Material/Publikationen/warum-ldl.pdf (30.08.2019).
Piske Thorsten (2013). Frühbeginn allein ist nicht genug: Welchen Einfluss haben Faktoren wie Alter, sprachlicher Input, Geschlecht und Motivation auf die Ausspracheentwicklung und die grammatischen Kenntnisse von Zweitsprachenlernern? In: C. Bürgel/ D. Siepmann (Hrsg.). Sprachwissenschaft – Fremdsprachendidaktik: Neue Impulse. Baltmannsweiler: Schneider. S. 117–144.